800 Quadratmeter mehr bekam die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt durch die Aufstockung auf die Fahrzeughalle. Mit einer Feier am 2. November und einem „Abend der offenen Türe“ wurde die neu gewonnene Fläche, ein neues Fahrzeug und gleich mehrere Überraschungen an diesem Nachmittag übergeben.
Die Aufstockung des Feuerwehrhauses ist nur die Spitze des Eisbergs, jener Teil, der nach außen hin sichtbar ist. „Der Zustand des Feuerwehrgebäudes war nach über 40 Jahren desaströs“, resümierte Feuerwehrstadtrat Franz Piribauer in seiner Eröffnungsrede. „Es tröpfelte nicht in die Fahrzeughalle, es waren Sturzbäche“, so Piribauer weiter.
Das Feuerwehrkommando gab vor zwei Jahren eine Bedarfserhebung ab. Diese sah einen gänzlichen Neubau mit einer Außenwache vor. Aus diversen Gründen konnte dieser Plan nicht umgesetzt werden und man beschloss, den vorhandenen Bau vollständig zu revitalisieren. „Das bedeutete, nicht nur die Fläche über der Fahrzeughalle zu nutzen, sondern auch den Altbestand umzuwidmen und die Elektrik auf Stand zu bringen. Ein besonderer Dank gilt hier Ing. Jürgen Kaiser vom Planungsbüro Ebner für die Planung des Baus und der Berücksichtigung unserer Bedürfnisse sowie den Mitarbeitern der Firma Zentraplan für die Haustechnikplanung“, erklärte Feuerwehrkommandant Christian Pfeiffer.
Für die Feuerwehr bedeutete der Umbau während des Dienstbetriebs einiges an Einschränkung, „aber die Kameradinnen und Kameraden haben das beste daraus gemacht und gemeinsam hat man auch mithelfen können, die Umbauten so rasch als möglich umzusetzen“, so Feuerwehrkommandant Christian Pfeiffer in seiner Dankesrede. „Die ausführenden Unternehmen wurden durch Bauleiter Ing. Franz Aibler vom Büro Panis sanft aber bestimmt auf die Wichtigkeit dieser Arbeiten hingewiesen“, zeigt sich Pfeiffer auch bei der Bauleitung dankbar.
Beim Umbau achtete man auf die Zukunft und die notwendigen Weiterentwicklungen, vor allem was die Feuerwehrjugend und die Nachtbereitschaften betrifft. So wurden einige Neuerungen am 2. November ihrer Bestimmung übergeben:
- Zehn neue Bereitschaftszimmer für bis zu 13 Personen, um die Nachtbereitschaften noch effizienter gestalten zu können.
- Ein eigener Bereich für die Feuerwehrjugend mit Schulungsraum, Büro für die Betreuer, Magazin für die Ausrüstung und getrennten Garderoben für die Jugendmitglieder.
- Ein Sportraum für Dienstsport und Tauglichkeitsüberprüfungen.
- Ein Archiv mit Museums-Schauraum, welcher noch eingerichtet werden muss.
- Mehrere Büros konnten neu geschaffen werden, um die Vielzahl an Vor- und Nachbereitungsarbeiten durchführen zu können.
- Ein eigener Bereich für Wäsche und Bekleidung konnte geschaffen werden.
- Die Garderoben für Damen und Herren konnten nun getrennt ausgeführt werden. Auch eine Trennung der „Schwarz-Weiß-Bereiche“, also dem „sauberen“ Dienstbereich und dem „schmutzigen“ Einsatzstellenbereich wie z. B. der Fahrzeughalle konnte ausgeführt werden.
- Die Sanitärbereiche konnten erneuert werden. Auch getrennte Duschen für die Hygiene nach den Einsätzen konnten geschaffen werden.
- Ein Schulungs- und Stabsraum wurde im 2. OG eingerichtet, um bei Großschadenslagen den Stab der Feuerwehr künftig getrennt vom Aufenthaltsbereich unterbringen zu können.
- Ein Besprechungs- und Lageführungsraum im Bereich der Bereichsalarmzentrale im 1. OG wurde geschaffen, um kurze Wege bei einem Anfall von mehreren Einsätzen im Stadtgebiet zu ermöglichen und die Einsatzführung für die Stadtfeuerwehr zu erleichtern.
- Die gesamte Elektrik im Gebäude wurde erneuert.
- Eine zweite Photovoltaikanlage wurde auf der Aufstockung installiert. Die „alte“ PV-Anlage wurde auf das Dach des Nebengebäudes am Babenbergerring 5B umgesiedelt. Damit erzeugt die FF Wiener Neustadt einen Großteil des Stromtagesbedarfs nun selbst.
- Ein Aufzug wurde installiert, um das Feuerwehrhaus auch barrierefrei zu gestalten.
- Ein Rutschschacht wurde installiert, um der Nachtbereitschaft ein rascheres Kommen in die Garderoben zu ermöglichen.
- Eine Höhenrettungsübungsplattform wurde auf dem neuerrichteten Stiegenhaus aufgebaut und von der Höhenwerkstatt abgenommen. Diese soll für die Ausbildung der Höhenrettung und der Selbstrettung dienen.
Im Rahmen eines „Nachmittags der offenen Türe“ konnten insgesamt über 350 Gäste von anderen Feuerwehren und der Zivilbevölkerung die Räume der Feuerwehr in Augenschein nehmen. „Am meisten wurde mit Überraschung festgestellt, dass wir als Ehrenamtliche hier unseren Einsatzdienst und auch die Nachtbereitschaft bestreiten“, so Pfeiffer.
Neues Fahrzeug und ein paar Überraschungen
Im Zuge der Eröffnungsfeier wurde auch ein neues Einsatzfahrzeug in Dienst gestellt. Ein Versorgungsfahrzeug, welches mit Rollcontainern auch als Löschfahrzeug fungieren kann, soll in Zukunft besonders bei einem Massenanfall von Einsätzen die Einsatzstellen mit notwendigen Material versorgen können. Maggie Biffl, Gattin des Magistratsdirektors Markus Biffl, übernahm die Patenschaft des Fahrzeuges und war bei der Segnung durch Wiener Neustadts Feuerwehrkuraten Pater Michael offensichtlich stolz dabei. Eine süße Überraschung bereitete die Patin der heuer in Dienst gestellten Drehleiter Rosi Piribauer: Sie übergab an die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr einen selbstgebackenen Allerheiligenstrizel.
Fischapark-Centermanager KomRat Christian Stagl überreichte als Überraschung eine überdimensionale Playmobil-Feuerwehrmann-Figur als Maskottchen für die Feuerwehrjugend und die Leitung der Feuerwehr Monheim am Rhein stellte sich mit einem eigens gemalten Bild, welches die beiden Feuerwehrhäuser Monheims und Wiener Neustadts zeigt, ein. Auch der von den WNSKS speziell für die Feuerwehrjugend-Werbung folierte Bus konnte präsentiert werden. „Wir danken speziell Mag. Walter Eckhart sowie DI Thomas Pils der WNSKS für die Möglichkeit hier Werbung für unseren Nachwuchs machen zu können. Diese Verbundenheit zwischen dem Tochterunternehmen der Stadt und der Freiwilligen Feuerwehr ist auch im Einsatz immer wieder spürbar und umso mehr freut es uns, dass wir diese Werbemöglichkeit erhalten haben“, so Pfeiffer.
Eine weitere Überraschung wurde auch durch Feuerwehr- und Kulturstadtrat Franz Piribauer möglich: Nach über einem Jahr, in welchem die Feuerwehr Wiener Neustadt durch die freie Regisseurin Judith Zdesar begleitet wurde, hat diese über 200 Stunden Filmmaterial gesammelt. Nun schneidet diese eine Dokumentation im Kinoformat über das österreichische Feuerwehrwesen am Beispiel der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt. Diese Kinodokumentation wird am 5. April 2025 ihre Premiere im neu eröffneten Landestheater Wiener Neustadt feiern. „Die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt und der Österreichische Bundesfeuerwehrverband sind schon sehr gespannt auf diese Dokumentation, die nicht wie sonstige Imagefilme in lauten und bunten Bildern den Heldenmut der Feuerwehrmitglieder zeigen wird, sondern vielmehr die vielen Stationen im Feuerwehrleben beleuchtet. Das Warten auf den Einsatz, der Einsatz selbst und was sonst alles zum Feuerwehrdienst dazugehört sind Hauptthemen dieser Dokumentation“, zeigt sich Pfeiffer voller Erwartung.
Die größte Überraschung gelang aber Bürgermeister Klaus Schneeberger, der in seiner Rede der Feuerwehr zwei hauptamtliche Stellen für den Feuerwehrdienst zusagte, um den steigenden Anforderungen an den Dienst- und Einsatzbetrieb entgegenzukommen. „Das ist besonders hinsichtlich der steigenden Anforderungen für die Wiener Neustädter Bereichsalarmzentrale hilfreich. Hier werden wir ebenfalls hauptsächlich in Eigenregie die Erneuerung vorantreiben. Wir sind ja nun Teil des Leitstellenverbundes des Landesfeuerwehrverbandes Niederösterreich und nehmen nicht mehr nur Notrufe aus dem Bezirk Wiener Neustadt entgegen. Hier sollen künftig zwei Personen parallel Dienst tun. Dazu benötigen wir diese zusätzlichen Dienstposten dringend“, weiß der 1. Kommandant-Stellvertreter Norbert Schmidtberger als Leiter der Bereichsalarmzentrale Wiener Neustadt aus erster Hand.
Festakt und Nachmittag der offenen Türe
Das Who-is-Who der Stadt Wiener Neustadt gab sich am Nachmittag des 2. Novembers im Rahmen des Festakts zur Eröffnung der Aufstockung ein Stelldichein in der Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt. An der Spitze der Ehrengastabordnung des Stadtsenats und des Gemeinderats standen Bürgermeister Klaus Schneeberger, Vizebürgermeister Rainer Spenger, Landtagsabgeordneter Philipp Gerstenmayer und Feuerwehrstadtrat Franz Piribauer sowie Gemeinderäte aller Fraktionen gaben sich die Ehre die Eröffnung zu besuchen. Für die Beamtenschaft konnten der Bezirkshauptmann von Wiener Neustadt Markus Sauer und Neustadts Magistratsdirektor Markus Biffl begrüßt werden. Auch viele Delegierte der befreundeten Organisationen, allen voran die Vertreter der Partnerfeuerwehr Monheim am Rhein mit dem Leiter der Feuerwehr Torsten Schlender, seinem Amtsvorgänger Hartmut Bauer und einem der Stellvertreter André Linscheid durften die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Wiener Neustadt willkommen heißen. Stadtpolizeikommandant Manfred Fries, der Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes Stefan Koppensteiner gemeinsam mit Bezirksrettungskommandant Mato Brcinovic, Oberrettungsrat Christian Hnat vom Arbeiter Samariter Bund, Major Wilhelm Gasch vom privilegierten uniformierten Bürgerkorps mit Abordnung und Oberst Michael Schwendenwein in Vertretung für die Theresianische Militärakademie sowie alle Abschnittsfeuerwehrkommandanten des Bezirks Wiener Neustadt, das Kommando der Betriebsfeuerwehr Universitätsklinikum Wiener Neustadt, der ärztliche Leiter ebendieses Univ-Prof Dr. Ojan Assadian und unser Bezirksfeuerwehrkommandant Karl-Heinz Greiner wie auch die beiden Bezirkskommandanten-Stellvertreter des Nachbarbezirks Mattersburg ehrten die Veranstaltung durch ihr Kommen.
Feuerwehrkurat Pater Michael segnete nach dem neuen Versorgungsfahrzeug auch das Haus: „Das Feuerwehrhaus ist mehr als nur ein Gebäude, in dem unsere Fahrzeuge stehen und unsere Ausrüstung gelagert ist. Ein Feuerwehrhaus ist ein Gebäude der Begegnung, ein schützendes Dach für das viele Auf und Ab, die schweren Stunden und auch die fröhlichen Zeiten in einem Feuerwehrleben. Das Feuerwehrhaus ist Rückzugsort und für viele von uns unser zweites zu Hause, wo wir lachen, arbeiten und auch manchmal weinen können. Deshalb ist es besonders wichtig, gerade für eine derart geforderte Freiwillige Feuerwehr wie es jene unserer schönen Heimatstadt Wiener Neustadt ist, dass es hier nicht nur funktionell und effizient abgeht, sondern auch heimelig und freundlich ist“, fasst Christian Pfeiffer die Wichtigkeit des Gebäudes zusammen.
Über 350 zusätzliche Personen wurden zusätzlich zu den Ehrengästen, Familien und Freunden der Mitglieder der Feuerwehr Wiener Neustadt durch die Räumlichkeiten geführt. „Das zeigt, dass man sich für die Arbeit und die Räume der Feuerwehr Wiener Neustadt interessiert. Auch die ausgesetzten Führungen für Schulklassen sind ab Jänner wieder möglich“, freut sich Pfeiffer über das rege Interesse an der FF Wr. Neustadt.