Der 12. März 2022 war ein arbeitsreicher Tag für die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt. Gleich sieben Einsätze mussten von den Ehrenamtlichen bewältigt werden.
Der Einsatzreigen begann gleich für die Nachtbereitschaft: Um kurz vor 01:00 Uhr nachts wurden die fünf im Haus dienstmachenden ehrenamtlichen Kameraden auf die A2 Südautobahn Fahrtrichtung Wien zu einem vermuteten Pkw-Brand gerufen. Am Einsatzort angekommen stellte der Fahrzeugkommandant bei der Erkundung fest, dass es sich tatsächlich um einen bereits vorbildlich gelöschten Fahrzeugbrand handelte. „Die vier Schwestern, die im Auto saßen, bemerkten weißen Rauch und Brandgeruch, blieben sofort stehen, packten ihre Sachen, öffneten die Motorhaube und gossen Wasser über den glosenden Bereich. Hätten die Damen nicht so vorbildlich reagiert, wäre das Fahrzeug wohl in Flammen aufgegangen“, erklärt der Einsatzleiter Richard Berger.
Um 10:12 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr zu einem Dehnfugenbrand in die Schleppbahngasse gerufen. Das Gebäude wurde, da die Ausdehnung in der Anfangsphase nicht ganz klar war, im betroffenen Stiegenhausbereich evakuiert. Mit zwei speziellen „Löschnägeln“, sogenannten „Fognails“, wurde der Brand mit einem Wasser-Schaummittel-Gemisch gelöscht. „Ein Dehnfugenbrand ist eine langwierige Sache, das Feuer kriecht tief in die Fuge. Es kann mit unseren Mitteln zwar gut erreicht werden, aber es muss mittels Wärmebildkamera ständig Nachschau gehalten werden“, so Einsatzleiter und Kommandant, Branddirektor Christian Pfeiffer. Noch während die Kräfte beim Dehnfugenbrand zu Gange waren, wurde ein Brandmelderalarm in der Tiefgarage der Bahnhof-City gemeldet. Als Notrufende auch eine starke Rauchentwicklung wahrnehmen wollten, wurde die Alarmstufe erhöht und – aufgrund des bereits laufenden Einsatzes – mittels Sirenenprogramm „FEUER“ zusätzlich alarmiert, um alle Kräfte der Feuerwehr zu mobilisieren. „Ein Tiefgaragenbrand ist eine heikle Sache. Hier ist vor allem ein hoher Bedarf an Atemschutzgeräteträgern notwendig“, weiß Pfeiffer. „Zum Glück hat sich dieser Alarm als Fehleinschätzung herausgestellt. Mehrere Brandmelder sind vermutlich aufgrund eines stark rauchenden Pkw in der Tiefgarage ausgelöst worden. Deshalb konnten einige Kräfte wieder heimfahren und andere sich wieder dem Dehnfugenbrand widmen.“ (Mehr Infos zu den Sirenensignalen finden Sie hier!)
Auch den späten Abend konnten die Feuerwehrmitglieder nicht genießen. Um kurz nach 18 Uhr wurden durch den starken Wind abgebrochene Äste von einem Fichtenbaum gemeldet, welche von einem Grundstück in der Fasangasse auf ein Nachbargrundstück zu fallen drohten. Eine Fachfirma wurde hinzugezogen und die Feuerwehr unterstützte wegen Gefahr in Verzug mit der Drehleiter. Kaum eingerückt mussten die mittlerweile für die Nachtbereitschaft eingeteilten Mitglieder gleich wieder ausrücken: Ein Brand in einem Garten wurde in der Lichtenwörtherstraße von Passanten gemeldet. Die eintreffende Mannschaft stellte fest, dass ein Anrainer Grünschnitt in einer Tonne und auch neben dieser verbrannte. Da der Mann sich, trotz des Hinweises auf das Luftreinhaltegesetz und das NÖ Feuerwehrgesetz, unverständlich und unkooperativ zeigte, wurde die Exekutive zur Unterstützung hinzugezogen. Das Feuer wurde durch die Feuerwehr rasch abgelöscht und die Beamten der Exekutive belehrten den Mann.
Der letzte Einsatz hätte durchaus ebenfalls Potenzial gehabt, einen Großalarm auszulösen: Die Meldung am Notruf war ein abgerissener Schlauch einer Zapfsäule an einer Tankstelle an der Puchbergerstraße. Treibstoff soll unkontrolliert aus der Zapfsäule sprudeln. Die Nachtbereitschaft rückte aus und rüstete sich bereits bei der Anfahrt zur Sicherheit mit Atemschutz aus. Beim Eintreffen stellte der Fahrzeugkommandant fest, dass es sich lediglich um eine größere Menge an ausgetretenem Kraftstoff handelte. Diese wurde mittels Bindemittel gebunden und die Feuerwehr konnte wieder einrücken.
In Wiener Neustadt ist man von der Zentrale am Babenbergerring aus für das gesamte Gemeindegebiet zuständig. Ungefähr 1.300 Einsätze fährt die Feuerwehr Wiener Neustadt im langjährigen Durchschnitt pro Jahr. Um die rund 150 freiwilligen aktiven Mitglieder der Feuerwehr nicht jede Nacht aus dem Bett per Funkrufempfänger zu holen, führte man bereits 2008 eine sogenannte Nachtbereitschaft ein. Mindestens vier ehrenamtliche Mitglieder schlafen im Feuerwehrhaus und sind somit die Speerspitze bei allen Einsätzen. Die Ausrückzeit, also jene Zeit vom Eintreffen des Notrufs bis zum Verlassen des ersten Fahrzeuges der Fahrzeughalle, konnte an die Zeiten einer Berufsfeuerwehr angepasst werden.