Mehrere Sommerhäuser in Vollbrand, im Hochwasser eingeschlossene Personen und ein Damm der zu brechen drohte. Das waren die nicht unrealistischen Szenarien einer spektakulären Übung des NÖ Feuerwehrflugdienstes am Freitag in Klosterneuburg. Unterstützt wurden die Einsatzkräfte von Hubschraubern der Polizei und des Bundesheeres.
Geübt wurde in der Katastralgemeinde Kritzendorf die Brandbekämpfung brennender Sommerkabinen aus der Luft, die Evakuierung gefährdeter Siedler aus der meterhoch überfluteten Sommersiedlung sowie die Reparatur eines undichten Hochwasserschutzdammes mittels abgeworfener Big Packs an der Donau in Klosterneuburg. Drei Übungsthemen, mit denen sich die Feuerwehr schon mehrmals im Einsatz beschäftigten musste.
Beim katastrophalen Donauhochwasser 2002 ging beispielsweise eine komplette Hüttenzeile im Strandbad Klosterneuburg in Flammen auf und brannte völlig nieder. Die Einsatzkräfte mussten damals mit Rettungsbooten ins völlig überflutete Sommerparadies gebracht werden. Nur Tage später musste ein schwer kranker Pensionist mit einem Polizeihubschrauber an einem 60 Meter langen Rettungstau aus dem Überschwemmungebiet in Kritzendorf geflogen werden. Auf Grund der enormen Schlammberge war eine Fahrt mit dem Einsatzboot der Feuerwehr nicht mehr möglich.
Gefährliche Einsatzflüge
Bei derart heiklen Einsätzen aus der Luft muss jeder Handgriff sitzen. Piloten und Flughelfer der Feuerwehr müssen sich vor allem bei der Montage der 500 bis 3000 Liter großen Löschbehälter am schwebenden Hubschrauber blind aufeinander verlassen können. Ein kleinster Fehler kann zur Katastrophe führen.
Vor allem bei Waldbränden haben die Flugdienst-Sondereinheiten der Feuerwehr schon mehrmals bewiesen, dass sie für den Ernstfall bestens gerüstet sind. Neben den Löschangriffen aus der Luft, dient der Einsatz von Hubschraubern vor allem auch dazu, die in Feuernähe positionierten Löschbehälter (Fassungsvermögen 10.000 Liter) mit Wasser zu befüllen und die Einsatzkräfte ins unwegsame Gelände zu bringen.
Von dort gilt es, mehrere Schlauchleitungen zu den Brandherden zu verlegen. Eine äußerst kräfteraubende, aber auch gefährliche Tätigkeit – es besteht hohe Absturzgefahr. Zudem müssen sich die Einsatzkräfte der Feuerwehr mit 20 Kilo schweren Löschrucksäcken ausrüsten, um Glutnester im Unterholz zu bekämpfen.
Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, stehen jedes Jahr zwei derartige Übungen des NÖ Feuerwehrflugdienstes am Programm. Wie wichtig diese sind, beweist die Statistik. Allein in den vergangenen fünf Jahren mussten die Spezialisten des Feuerwehr-Flugdienstes zu 17 Waldbränden in NÖ ausrücken. Der wohl spektakulärste ereignete sich 2010 am Schneeberg. Um den tagelang wütenden Waldbrand zu löschen, waren 354 Flüge notwendig, bei denen 260.000 Liter Wasser auf die Brandstelle abgeworfen wurden. In Erinnerung sind zudem noch die spektakulären Bilder vom großflächigen Brand des Föhrenwaldes 2014 im Bezirk Neunkirchen, wo ebenfalls Dutzende Löschflüge nötig waren.
Flugdienst: 4 Standorte
Der Flugdienst des NÖ Landesfeuerwehrverbandes verfügt in NÖ derzeit über vier Stützpunkte: Dobersberg, Wiener Neustadt, Amstetten, Tulln. Einsatzstärke: 106 Mann, die innerhalb kürzester Zeit abrufbar sind. Zur Bekämpfung der Waldbrände stehen drei Löschwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 3000 Litern, acht mit 1000 und zehn mit 500 Liter Wasser zur Verfügung.
Auch 2015 mussten die Hubschrauber zwei Mal aufsteigen, um bei der Bekämpfung von Waldbränden in NÖ mitzuhelfen. Allein im Vorjahr kam es in NÖ auf Grund einer wochenlangen Hitzeperiode zu 154 Waldbränden. Um die Waldbrandbekämpfung aus der Luft nicht zu unterbrechen, hat der NÖ Landesfeuerwehrverband erst kürzlich zwei mobile Hubschraubertankstellen mit einem Fassungsvermögen von je 5000 Litern Treibstoff (Kerosin, Diesel) in Betrieb genommen. Diese Tankstellen sind innerhalb kürzester Zeit einsatzbereit und werden mit Wechsellader-Lkw zu den Einsatzstellen gebracht. Stationiert sind die rollenden Spritlager beim NÖ Landesfeuerwehrverband in Tulln und bei der freiwilligen Feuerwehr in Wiener Neudorf.
Text: Franz Resperger NÖ LFK
Alle Fotos: M. Fischer | BRANDAUS NÖ LFV