Der 18.11.2023 stand ganz im Zeichen der Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt. Um 08:00 Uhr starteten die Feuerwehrmitglieder mit dem ersten von vier Übungsszenarien. Die Übungsausarbeiter Sigmund Spitzer und Florian Kandelsdorfer übertrafen dabei mit der Übungsdarstellung alle Vorstellungen der Übenden, was nicht zuletzt durch die Unterstützung der Wiener Neustädter Wirtschaft ermöglicht wurde.
Realistisches Üben stand am Groß-Übungstag der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt am Plan. Nachdem in theoretischen Ausbildungseinheiten viel Grundlagenwissen gefestigt und neue Techniken gelernt werden konnten, wurden in vier unterschiedlichen Szenarien vor allem Menschenrettungen an diesem Tag geübt.
Die Feuerwehrmitglieder wurden dabei in zwei Gruppen eingeteilt. Während eine Gruppe bei der Übungsdarstellung mitwirkte und die Einsatzbereitschaft stellte, wurde die zweite Gruppe als eingesetzte Mannschaft für die Übungsabarbeitung eingesetzt. Nach jeder Übung tauschten die Gruppen dann ihre Rollen. Für die Übungsdarstellung der vier Szenarien wurden 15 Liter Kunstblut und Fleisch, welches von der Firma Metro dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt wurde, eingesetzt. „Die Übungsdarsteller, welche bei den Stationen die Verletzten mimten, legten durchwegs oscarreife Vorstellungen hin“, erklärte der für die Übungsdarstellung verantwortliche Florian Kandelsdorfer.
Szenario 1 startete um 9 Uhr: Ein Arbeiter ist beim Service einer Schneefräse mit seiner Hand in die Fräse gelangt und steckte dort fest. Der linke Unterarm wurde dabei arg zugerichtet. Die Feuerwehr wurde zur Menschenrettung zum Einsatzort beordert. Die Aufgabe der Feuerwehrmitglieder bei diesem Übungsszenario war, den Arbeiter so rasch als möglich aus seiner lebensbedrohlichen Situation zu befreien. Dabei wurde mit einer Rettungsplattform die Arbeitsfläche für die Rettungskräfte geschaffen. Während der Übungsdarsteller seiner Verletzung entsprechend die Einsatzkräfte forderte, musste der Arm befreit werden. Feuerwehrmitglied Alexander Michalitz stellte seinen Firmensitz als Übungsort zur Verfügung.
Das zweite Szenario wurde am Gelände der Pfadfinder-Gruppe Wiener Neustadt 2 vorbereitet. Ein Arbeiter ist von einem Dach gestürzt und von einem herabfallenden Baustahlstück gepfählt worden. Der Arbeiter kam auf einer Terasse zu liegen und musste mit der Teleskopmastbühne gerettet werden. „Hier war das Hauptaugenmerk auf der Koordination der Kräfte auf der Terasse und jenen am Boden sowie die Schaffung von Platz für die Fahrzeuge der Feuerwehr und der nachrückenden Rettungskräfte. Der Einsatzleiter musste mit aufgeregten Angehörigen und Kollegen sowie der Rettung eines lebensgefährlich Verletzten umgehen. Hier war die schonende, aber schnelle Rettung im Vordergrund“, erklärt Übungsleiter Sigmund Spitzer. Die Feuerwehr Wiener Neustadt dankt der Pfadfinder Gruppe Wiener Neustadt 2 für die Zur-Verfügung-Stellung der Örtlichkeit sowie der Pfadfinder Wien, welche zufällig ein Wochenendlager am Gelände veranstalteten und so auch für „Schaulustige“ sorgte, mit welchen man umgehen musste.
Nach dem Mittagessen ging es im gleichem Takt weiter: Das nächste Szenario führte die Einsatzkräfte zur Firma Odörfer. Auf einer Laderampe verlor der Lenker eines Fahrzeuges die Herrschaft über seinen Pkw und fuhr einen Arbeiter nieder, klemmte diesen zwischen einer Palette und dem Pkw ein und wurde selbst im Fahrzeug verletzt. Der Pkw begann zu rauchen und ein Stahlträger, simuliert durch ein Kantholz, kam auf dem Pkw zum Liegen. Neben der Brandbekämpfung war auch auf dieser Station natürlich die Menschenrettung im Vordergrund. Unterstützt wurden die Feuerwehrmitglieder ab dem Nachmittag von der Feuerwehrjugendgruppe, welche – wie die Großen – in die Vorbereitungs- und Einsatztätigkeiten eingebunden wurden. „Die Herausforderung war, den Pkw vom eingeklemmten Arbeiter zu bewegen, während das Fahrzeug von dem Stahlträger eigentlich fixiert wurde“, so Spitzer. Die schnelle Rettung vom Arbeiter und die schonende Befreiung des Lenkers wurden mit gewohnter Professionalität durchgeführt werden.
Direkt danach rückten die Kräfte zum Gelände der Firma Uhl-Bau aus. Auf dem Stellplatz des Bauunternehmens wurde ein Arbeiter mit dem Unterschenkel unter einem Container beim Abladen eingeklemmt. „Die Feuerwehrmitglieder reagierten rasch und professionell. Sie befreiten den Verletzten mit Hebekissen aus seiner Lage und konnten nach nur 20 Minuten nach der Alarmierung bereits dem Rettungsdienst übergeben“, zeigt sich Ausbildungsteammitglied Kandelsdorfer stolz auf die rasche Erreichung des Übungsziels.
Parallel dazu wurde die Feuerwehrjugend am Gelände zu einer Personensuche nach einem abgängigen Arbeiter eingesetzt. Sie fanden den durch eine Puppe dargestellten Abgängigen unter einer umgestürzten großen Kabeltrommel. Die Feuerwehrjugend übernahm eigenständig dieses Szenario unter der Leitung des Gruppenkommandanten der Feuerwehrjugend, Florian Spitzer, begleitet und beaufsichtigt von den aktiven Einsatzkräften. Dabei mussten die Feuerwehrjugendkräfte selbst die Entscheidungen treffen und auch die Geräte einsetzen. „Uns ist es wichtig, dass die Feuerwehrjugend spielerisch an den Einsatzdienst herangeführt wird. Sie sind die Zukunft unserer Feuerwehr und die Zukunft der Sicherheit von Wiener Neustadt“, erklärt der zweite Feuerwehrkommandant und Ausbildungsleiter Sigmund Spitzer. „Spezieller Dank hier auch an Harald Seiser, Bauleiter der Firma Uhl, der dieses Szenario begleitete und die Feuerwehr gastfreundlich empfing“, bedankte sich Spitzer.
Das Resümee der Übung war durchwegs positiv: „Übungen sind da, um aus Fehlern zu lernen und diese im Einsatz zu vermeiden. Wir konnten einige wenige Mängel erkennen und, in den nach jedem Szenario durchgeführten Besprechungen, aufarbeiten. Diese Art der Übung soll beispielgebend für die Zukunft der Ausbildung in der Feuerwehr Wiener Neustadt sein. Der Tag zeigte, dass wir – durch viel Ausbildung und Einsatzerfahrung – auf hohem Niveau bereits arbeiten und durch solche Übungslagen unsere Kenntnisse sowie Fähigkeiten weiter schärfen können“, so Spitzer im Nachgang zur Übung.
Parallel mussten die Feuerwehrmitglieder einen durch Wind umgestürzten Bauzaun von einer Straße bewegen und ein defektes Eckventil in einer Wohnung, aus welchem Wasser auslief, gesichert. Ein weiterer Einsatz konnte auf der Anfahrt der Kräfte bereits storniert werden.
„Feuerwehren müssen üben. Möglichst realistisch und möglichst sicher. Nur so können wir tagtäglich für die Wiener Neustädterinnen und Wiener Neustädter effiziente Hilfe durch unsere ehrenamtlichen Mitglieder gewährleisten. Ein großer Dank an das Ausbildungsteam, welches sich wieder selbst übertroffen hat. Aber vor allem Dank an die Übungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, die wieder einen ganzen Tag an einem Wochenende für die Feuerwehr geopfert haben, an dem sie nicht bei ihren Liebsten zu Hause sein konnten. Und natürlich an die Wirtschaft und Gewerbetreibenden, die uns die Übungsdarstellung ermöglichten“, bedankte sich auch Feuerwehrkommandant Christian Pfeiffer.